Wir haben hier im Blog schonmal über eins von Hendriks Projekten geschrieben. Ist schon eine Weile her. Inzwischen ist er als freier Berater für Softwareentwicklung unterwegs. Hendrik veranstaltet zudem Schulungen im Umfeld pragmatischer Softwareentwicklung und Ruby.
Nun hat er Ende November sein neues Projekt onlinegestellt: [http://sloblog.io sloblog.io]. Es könnte eine Bloggingplattform sein. Oder ein Diskussionsforum. So klar ist das (noch?) nicht. Die Einstiegsseite zeigt, nach Tagen unterteilt, die Headlines der Beiträge einzelner Autoren. Im oberen Bereich sehen wir deren Avatare, drüber einen Link zum Anmelden. Alles wirkt unaufgeregt minimalistisch, nichts überflüssig, schön aufgeräumt und einfach auf das Wesentliche konzentriert. Man fühlt sich wohl und unabgelenkt. Reizvoll.
Hendrik war so nett und hat sich Zeit genommen, ein paar Fragen zu beantworten.
//Hendrik, ich habe da neulich [http://www.youtube.com/watch?v=rMXm0O8WtX4 ein Video] gesehen. Da hat ein Mann mit Kettensägen jongliert..//
Ja. Eine Metapher über das Bloggen. Glaube ich. Vielleicht auch nicht.
//Vor ein paar Monaten hast Du an einer kleinen quelloffenen Blogengine gearbeitet. Der Slogan dafür war: //"A Lean, Mean Blogging Machine for Hackers and Fools."// Nun das neue Projekt. Das wirkt ähnlich, ist aber doch anders.
Inwiefern hat Deine Arbeit an der vorherigen Blogengine sloblog.io beeinflusst?//
Du redest von //[http://schnitzelpress.org/ Schnitzelpress]//! Eine kleine Blog-Engine, die ich damals gebaut habe, weil ich wieder mehr bloggen wollte und mich die anderen Optionen einfach nicht zufrieden stellten. Ich wollte etwas kleines, leichtgewichtiges, das ich selber hosten kann und das ich nicht über Git mit Inhalt füllen muss. Sowas gab es zu dem Zeitpunkt schlichtweg nicht, also habe ich es selber gebaut.
Darauf folgte eine Phase, in der ich mich schwer für alles begeisterte, was mit "der Cloud" zu tun hat, speziell Hosting in der Cloud. In dieser Zeit habe ich viele Dinge gelernt, doch die größte und überraschendste Lektion war wohl, dass sich am Ende herausstellte, dass nur wenige Leute tatsächlich ein Interesse daran haben, Web-Apps selber aufzusetzen.
Ich überlegte eine Weile, einfach einen Schnitzelpress-Hosting-Dienst ins Leben zu rufen, entschied mich dann aber dazu, einfach eine neue Plattform aufzubauen. Und das ist //sloblog.io//. Ich denke, man könnte das Ding prima "A Lean, Mean Blogging Platform for Hackers and Fools" nennen. Hey, das ist voll gut. Moment, ich gehe mal kurz meinen Code bearbeiten.
//(Anm. d. Red.: Tatsächlich hat Hendrik in diesem Moment die Headline der Site geändert.. :-) )//
//Ich bin ganz angetan vom Design. Das hat sich ja über die Wochen immer wieder ein wenig geändert. Auch Features kamen hinzu und gingen wieder. So erhielten die User eine Zeitlang eigene Subdomains, aber diese Funktion hast Du wieder entfernt.
Wie gehst Du bei sloblog.io vor, wenn Du Design und Funktionsumfang festlegst?//
Ich glaube, die ehrlichste Antwort lautet in etwa, dass ich mich an den Rechner setze und überlege, worauf ich gerade Lust habe, und das dann einbaue. Mit den Jahren habe ich gelernt, dass das Führen großer ToDo-Listen sehr schnell den Spaß aus solchen Projekten zieht, da man jedes Mal, wenn man auf die ellenlange Liste cooler Ideen und Features daran erinnert wird, dass man eh nie die Zeit haben wird, das alles umzusetzen.
Und ja, trotz dieser Erkenntnis führe ich ein kleines [https://trello.com/board/sloblog-io/50943c307d7da8b821004e7d Trello-Board zu sloblog.io]. Aber ich nutze es hauptsächlich, um Bugs zu protokollieren, Notizen zu Feature-Ideen an einer zentralen Stelle speichern zu können, und überhaupt einen Überblick darüber zu behalten, was ich seit dem letzten "State of the Sloblog" -- Artikel, in denen ich über neue Features und Änderungen berichte -- neu eingebaut habe.
Diese leicht ungeordnete Herangehensweise bedeutet natürlich auch, dass im Extremfall mal ein Feature, das gerade erst Tage vorher eingeführt wurde, wieder abgeschaltet wird, wie zum Beispiel neulich die Subdomains. Ich war mir damals noch nicht so wirklich sicher, was sloblog.io einmal werden sollte. Da hatte ich kurz mal die Idee, daraus eine Art "Tumblr für Hacker" zu machen und -- einfach so, weil ich es kann -- für jedes Blog eine Jahresgebühr zu verlangen.
Dann fiel mir jedoch ein, dass ich schlichtweg kein Interesse habe, um einen solchen Dienst herum ein Business aufzubauen. In der Theorie sieht man da nur die Dollarbeträge aufs Konto einprasseln, aber in der Praxis ist dafür so vieles nötig, das mir einfach keinen Spaß macht. Und ich will eigentlich nur Spaß haben.
//Du verwendest zwei externe Dienste - den Kommentardienst //Disqus// und das Authentifizierungssystem //Mozilla Persona//.//
[http://www.disqus.com Disqus] setze ich aktuell eigentlich nur als Provisorium ein, weil ich noch nicht dazu gekommen bin, eine native Kommentarfunktion einzubauen. Im Prinzip ist Disqus ja prima, aber ich habe ein paar Ideen, die ich gerne ausprobieren möchte, für die ich meine eigene Implementierung benötige. Und zu //[http://www.mozilla.org/persona/ Mozilla Persona]// habe ich gerade [http://sloblog.io/fQsDuRdaZ64 einen längeren Beitrag] geschrieben, der gerade auf Reddit die Runde macht. //Mozilla Persona// und das zugrunde liegende Prokotoll BrowserID sind nicht gerade die Platzhirsche in Sachen Authentifizierungs-Dienst, aber sie sind toll, und ich wünschte, mehr Sites würden sie einsetzen.
//**Vor einer Internetewigkeit hast Du [http://planetcrap.com PlanetCrap] ([http://en.wikipedia.org/wiki/PlanetCrap Wikipediaeintrag]) gegründet. Das kennen sicherlich einige der älteren Leser hier. Wenn man nun //sloblog.io// neu skinnen würde, wäre es im Prinzip ganz ähnlich wie //PlanetCrap// zu verwenden.
Ist Dir das überhaupt aufgefallen? Wie kam's zu der Ähnlichkeit? **//
Dass ich im Grunde genommen einen Nachfolger von PlanetCrap baue, ist mir auch erst vor ein paar Tagen deutlich geworden, als ich dort mal wieder rein schaute und mit der übrig gebliebenen Community die [http://sloblog.io/0CSjzxln5SU Öffnung des PlanetCrap-Quellcodes] koordinierte. Die hängen natürlich an ihrer Site, aber ich habe natürlich ein großes Interesse daran, die User und das, was sie dort tun, auf sloblog.io zu migrieren.
Gleichzeitig ist PlanetCrap aus heutiger Sicht natürlich nur noch ein ganz normales Forumding, die spezielle inhaltliche Ausrichtung ist ja schon vor einigen Jahren flöten gegangen. Auf sloblog.io möchte ich Anfang 2013 sogenannte "Channels" einführen, die Posts zu bestimmten Themen gruppieren, vielleicht werden wir dann endlich mal wieder ein bisschen über Spiele diskutieren, so wie früher.
//Du hast neulich einen interessanten Artikel über das [http://sloblog.io/0GE5USGsskE unabwendbare Schicksal kostenloser kommerzieller Socialweb-Dienste] geschrieben. Angesichts dessen: Was sind denn Deine Pläne für die nächsten Wochen und Monate, was die Site angeht?//
Ja, da hast du mich ertappt -- was ich mit sloblog.io tue, widerspricht ja irgendwie genau dem, was ich in dem Artikel geschrieben habe. Ich glaube, ich kann mich gerade noch so mit dem Argument aus der Affäre ziehen, dass ich ja nur so ein Typ bin und kein Startup, das irgendwann einen Exit hinlegen oder, //schluck//, Gewinn erzielen will.
Ich habe das große Glück, nicht darauf angewiesen zu sein, mit meinen Projekten Geld zu verdienen, denn das tu ich schon mit meiner Arbeit als Berater und Trainer. Im besten Fall machen mich meine Projekte als solcher noch sichtbarer, und wenn nicht, ist das auch nicht schlimm.
Schwierig wird das alles erst, wenn so etwas wie sloblog.io anfängt, teuer für mich zu werden, aber erstens weiß ich als Entwickler und Betreiber solcher Sites inzwischen sehr genau, wie ich meine Kosten auf ein Minimum reduziere, zweitens glaube ich daran, dass sich in solchen Situationen schon ein Weg finden wird.
Ich habe also nicht vor, für die Nutzung von sloblog.io in irgendeiner Form Geld zu verlangen, was aber keine Garantie dafür ist, dass es nie passiert. Ich kann aber guten Gewissens sagen, dass, wenn ich tatsächlich einmal diesen Schritt gehen sollte, es weniger aus Not oder Geldgier heraus tun werde, sondern in erster Linie, um heraus zu finden, wie sowas denn funktioniert und welche Auswirkungen es hat.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Lesern entschuldigen, die nun das Gefühl haben, meine persönlichen Versuchskaninchen zu sein. Ich bin lieb und will nur spielen!
Ansonsten bin ich in diesen Tagen dabei, Teile des Codes zu extrahieren und als eigenständige Ruby-Gems zu veröffentlichen. Wenn ich damit durch bin, möchte ich als nächstes das Thema Kommentarfunktion angehen und danach die API offiziell starten. Danach würde ich gerne ein paar Statistikfunktionen einbauen, so dass die Autoren sehen können, wie beliebt ihre Posts sind und wo die Leser herkommen. Diese Daten werden jetzt schon gesammelt, ich muss sie nur noch sichtbar machen.
//Was wünschst Du Dir für das sloblog.io im Jahre 2017?//
Ich würde mich über ganz viele User und ganz viele Posts (und, wenn die Funktion am Start ist, ganz viele Kommentare) freuen. Außerdem habe ich ein bisschen die Hoffnung, dass nach dem Launch der API jemand eine coole iOS-App für sloblog.io baut. Ach warte, du sagtest 2017? Hui. Ich glaube, für 2017 wünsche ich mir hauptsächlich, dass sloblog.io da noch online ist, mich nicht ruiniert hat und ich mich nicht für den uralten Code schämen muss.
//Und jetzt zur Fünf-Millionen-Euro-Frage, Herr Mans - wenn man Dir JETZT die Kohle in die Hand drücken würde unter der Bedingung, dass Du nie wieder irgendwas programmieren dürftest - würdest Du das Geld annehmen und was würdest Du stattdessen tun?//
Zu billig. Mach mir ein besseres Angebot.
Aber wenn ich mit dem Programmieren und dem Beraten aufhören müsste, hm, was würde ich dann tun? Mich vielleicht mit einer guten Freundin zusammen tun und gemeinsam den besten Cheesecake-Laden des Nordens eröffnen. Vielleicht machen wir das auch noch. Sind ja noch jung.
//Danke Dir, Hendrik.//
//Hendrik ist als beratender Softwareentwickler tätig. Er lebt in Hamburg. Seine Website: http://mans.de //
Kleiner Nachtrag: Das Weihnachtsvideo von sloblog.io wollten wir Euch nicht vorenthalten..
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