//Seit meiner Ausbildung beim [https://de.wikipedia.org/wiki/Badenwerk Badenwerk] bin ich der Energiebranche eng verbunden. Später habe ich studiert und konnte so den dazugehörigen theoretischen Unterbau pflegen:// Netzwerkeffekte, Natürliche Monopole, Monopolverträge, Gebietsmonopole, Essential Facilities Doctrine, Liberalisierung, Verbändevereinbarungen // - all das ist nicht nur historisch interessant. Wenn man mit ihnen nicht alltäglich zu tun hat, verblassen die ganzen Begriffe dann doch recht schnell. Insofern ist es dann immer sehr nett, wenn man "da draußen" im Internet auf Beiträge stößt, die diese Konzepte aufnehmen und womöglich auch neu beleuchten.
Auf Reddit hat es ein Kommentar nach //[https://www.reddit.com/r/bestof/comments/3t1m9h/formerutilityeconomistexplainswhy_telecom/ /r/bestof]// geschafft, den ich hier teilen möchte. Anhand des in der Community wenig geliebten Unternehmens //Comcast// diskutiert er die Telekommunikationsregulierung in den USA, und zieht dabei Parallelen zur Energiewirtschaft - beides sogenannte Netzsektoren. Der Text zeigt ein angelsächsisch geprägtes Theorie-Verständnis und bezieht sich besonders auf Kalifornien. [http://klumpp.net/blog/archives/223-Der-kalifornische-Sommer-2000-Auswirkungen-zu-kurz-gegriffener-Regulierungsansaetze.html Dessen Energiemarkt nimmt man in Europa gerne für vergleichende Studien heran.] Das liegt auch daran, dass Kalifornien für sich alleine gesehen locker unter den Top 10 der leistungsfähigsten Industrienationen wäre.
Danke an /u/twenafeesh für die freundliche Erlaubnis, [https://np.reddit.com/r/technology/comments/3sonfk/iscomcastmarkingupitsinternetservice_by/cwz7xs2 seinen Beitrag] übersetzt wiederzugeben.//
Is Comcast marking up its internet service by nearly 2000%?!, "ISPs claim our data usage is going up and they must react. In reality, their costs are falling and this is a dodge, an effort to get us to pay more for services that were overpriced from day one.”
/u/Ultima_RatioRegum
Daher das Problem mit dem Shareholder-Value-Ansatz als dem einzig akzeptierten Weg, ein Unternehmen zu führen.
/u/twenafeesh
Und das ist der Grund, warum Comcast wie jeder andere Versorger reguliert werden sollte. Das Potential für ein [https://de.wikipedia.org/wiki/Politische_Rente Rent-Seeking-Verhalten] ist in dieser Art von monopolistisch gepräger Umgebung einfach zu hoch.
Edit: Ich kopiere dies von einem anderen meiner Kommentare zu einem ähnlichen Thema, um zu erklären, warum das Comcast einen unfairen Vorteil gibt.
Der Markt ist so aufgebaut, um ihnen (den Telekommunikationsunternehmen) einen unfairen Vorteil zu geben.
Lass mich das klar ausdrücken. Es gibt definitiv ökonomische Vorteile, wenn man einem Unternehmen mit unglaublich hohen Infrastrukturkosten ein Monopol über ein Dienstgebiet erlaubt. In der Ökonomie nennt man das die Theorie vom natürlichen Monopol. Dies verhindert eine Dopplung der Anstrengungen, nutzt die Ressourcen effizienter und verhindert Probleme wie <a href="https://i.kinja-img.com/gawker-media/image/upload/s--2_HclPN8--/c_fill,fl_progressive,g_north,h_358,q_80,w_636/lgpoxpq2odq4bdbqaf3x.jpg">dieses</a>
und <a href="http://www.uh.edu/engines/nycandwires.jpg">dieses</a>
(New York, frühes 20. Jahrhundert), bei denen unzählige Firmen sich überschneidende, mehrfach ausgeführte Infrastruktur besitzen.
Aufgrund der Marktmacht, die dadurch solchen Unternehmen verliehen wird, müssen sie auch strikt reguliert werden. Damit verhindert man, dass sie ihre Kunden übervorteilen. Die Alternative ist, Regierungen diese Funktion selbst übernehmen zu lassen.
Die Sache ist, dass alle Wasser-, Gas- und Stromversorger strikt von Landes- und Bundesbehörden reguliert werden - nicht unbedingt so wie die Telekommunikationsanbieter. Die drei sogenannten "öffentlichen" Versorger werden als lebensnotwendig gesehen, während erst vor kurzem begonnen wurde, Telekommunikation so einzuordnen. Im Ergebnis können öffentliche Versorger keine übermäßige Gebühren für ihren Dienst berechnen, während wir ihnen im Gegenzug nahezu ein Monopol über ihr Dienstgebiet geben.
Zum Beispiel erlauben die regulatorischen Vorgaben in Kalifornien den Gas- und Stromversorgern dort das Geldverdienen lediglich auf Kapitelinvestitionen. Das gibt Versorgern einen direkten Anreiz, in neue Infrastruktur zu investieren - weil das eben die Art ist, wie sie Geld verdienen. Zugleich entfernt das jedweden Anreiz, für die Kilowattstunde zuviel zu berechnen oder Kunden zum Mehrverbrauch anzuregen - auch wenn sie das täten, kalifornische Versorger würden davon kein zusätzliches Geld verdienen.
Stattdessen gestattet die //California Public Utilities Commission (CPUC)// eine gewisse Rendite - üblicherweise ein Aufschlag von 5-10% auf den Basis-Strompreis. Diese Verzinsung bezieht sich auf Kapitalinvestitionen und wie gut der Versorger sein Geschäft betreibt. (Ein wenig ist das jetzt zu sehr vereinfacht dargestellt. Man nennt es "Decoupling", wenn Du nach weiteren Details sehen möchtest.)
Wenn wir einen solchen Ansatz für Telekommunikationsunternehmen hätten, könntest Du wetten, dass deren Preise niedriger und Bandbreite höher wäre.
Darüber hinaus schränken die meisten Bundesstaaten die Rechte einer Stadt nicht ein, selbst einen Versorger für Wasser, Gas oder Strom einzurichten. Warum machen wir das also für Telekommunikation?
Unterdessen werden in den meisten Bundesstaaten Telekommunikationsunternehmen den selben bevorzugten Zugang zu einem Dienstgebiet gegeben - ohne dass sie aber den selben Preiskontrollen unterliegen. Die Unternehmen nutzen diesen Vorteil aus, in dem sie unverschämte Preise verlangen, gleichzeitig im Infrastrukturaufbau und der Versorgung mit höherer Bandbreite hinterherhinken und Datenobergrenzen einrichten, die, wie Comcast selbst zugibt, einzig dazu da sind, den Profit abzusichern (siehe [https://www.techdirt.com/articles/20151001/05131832403/as-comcast-broadband-usage-caps-expand-company-still-refuses-to-admit-they-even-have-caps.shtml hier], [https://www.techdirt.com/articles/20130118/17425221736/cable-industry-finally-admits-that-data-caps-have-nothing-to-do-with-congestion.shtml hier] und [https://www.techdirt.com/articles/20150814/12144431948/comcast-admits-broadband-usage-caps-are-cash-grab-not-engineering-necessity.shtml hier] für Details).
Wenn wir einem Unternehmen eine monopolistische Kontrolle über ein Dienstgebiet überlassen, können wir ihnen nicht zugleich einen Blankoscheck für ihre Preisstruktur ausstellen. Die grundlegende Ökonomie sagt, dass sie dieses Privileg ausnutzen werden - und genau das haben sie getan.
Dies ist eines von vielen Beispielen, das wir Ökonomen //Marktversagen// nennen. Teil des Problems ist, wie die Regulierungsbehörden Telekommunikation sehen. Sie muss als Grundbedarf gesehen werden, und in der selben Art und Weise reguliert werden wie ein Versorger. Aktuelle Änderungen bei der FCC deuten in die richtige Richtung, aber da muss sich noch einiges tun.
Quellen: Ich habe einen <a href="http://i.imgur.com/vdJAsWQ.jpg?1">M.S. in Landwirtschafts- und Rohstoff-Ökonomie</a>
und habe für Pacific Gas & Electric gearbeitet.
TL;DR: Zugang zu Telekommunikation ist ein Grundbedarf, wie auch Strom, Wasser, und Gas, und sollte auch als solcher reguliert werden. Wenn man einem Unternehmen erlaubt, unbeschränkte Kontrolle über ein Dienstgebiet auszuüben, ohne zugleich dessen Geschäftsgebaren und Kostenstruktur zu regulieren, werden die Kunden (sprich: jeder) verlieren.
//Anmerkung Nick: Dazu ergänzend auch [http://klumpp.net/blog/archives/278-Bis-zur-ersten-Richtlinie-fuer-den-europaeischen-Elektrizitaetsbinnenmarkt.html diese Artikelreihe] hier im Blog.//
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