Die Bahn. Die deutsche Bahn, ehemaliges Staatsunternehmen, jetziger Beinahe-Sanierungsfall, der sich erfolgreich auf dem Weg der Besserung befindet. Jedenfalls möchte man ganz bald ganz schön Gewinn machen. Und vorher sogar vielleicht den Konzernsitz von Berlin nach Hamburg verlegen, weil's da so schön ist.
Aber vielleicht, nur vielleicht, sollte man vorher noch ein paar Sachen ändern.
Zum Beispiel wäre da die Sache mit dem Laptop, der mir da gerade die Knie wärmt. Hätte ich den nämlich nicht, würde ich auch nicht diesen Beitrag schreiben können, während mir der Rest meines Körpers gerade gefriert. Ich sitze am Bahnhof in der schönen badischen Stadt Durlach. Und ich warte. Weil ich meinen Achtzehnnullneun-Zug nach Pforzheim nicht erwischt habe. Oder besser: Weil ich da nicht mehr reinpasste.
Heute war nämlich ein KSC-Spiel hier in Karlsruhe. Nicht, dass mich das sonderlich interessierte, Fußball mag ein schöner Sport sein, aber momentan beschäftigen mich einfach andere Dinge in meinem Leben. Weil heute also dieses KSC-Spiel war, stand der Logistikkonzern "Deutsche Bahn" vor geradezu gigantischen logistischen Herausforderungen: Eine Menge Fans und ein paar reguläre Fahrgäste von A nach B zu transportieren. Ein KSC-Spiel ist ja auch etwas, was ganz und garnicht voraussehbar ist. Wird ja nirgendwo angekündigt oder so. Jedenfalls war die Folge der hervorragenden logistischen Vorbereitung des Bahnkonzerns, dass a) der Zug eine knappe Viertelstunde Verspätung hatte und b) schon ab Karlsruhe Hbf brechend voll war.
Die logische Konsequenz? c) ich passte mit meinem Handgepäck - Laptop und Vernimmen - nicht mehr ohne rücksichtslose Gewaltanwendung in den Zug. Und ich bin definitiv ein friedlicher Mensch. Außerdem! Außerdem ging ich davon aus, dass Pforzheim ja nicht die kleinste Stadt ist, und da es halbwegs zwischen Karlsruhe und Stuttgart liegt, auch öfters angefahren werden könnte. Von den Zügen der deutschen Bahn, wenn nicht vom Karlsruher Verkehrsverbund.
Erwähnte ich bereits, dass es momentan arschkalt ist? Meine Hände spüren kaum noch die Tasten. Jedenfalls schaute ich auf den Fahrplan, freute mich über den Zug, der um halb sieben nach Pforzheim sollte, und machte mich auf den Weg zum betreffenden Bahnsteig.
Dort aber zeigte die elektronische Fahrtenanzeige was ganz Anderes, und richtig, ein genauerer Blick auf den Papierfahrplan zeigte: Tatsächlich hatte da die Bahn gemeinsam mit dem Verkehrsverbund einen Zug um halb sieben -- allerdings nur an Werktagen (außer Samstag). Soso. Super. Also dann die nächste sonntägliche Verbindung, irgendwann nach sieben. Meine Nase begann bereits zu rinnen, und so entschloss ich mich, in das Bahnhofsgebäude gegenüber zu tigern. Schließlich gibt's dort ja ein Restaurant und einen von diesen netten Franchise-Bahn-ServiceStores. Oh, welch' Freude, als ich dann im Gebäude war -- tatsächlich gibt es sowohl Restaurant als auch ServiceStore - nur.. beides zu. Geschlossen. Sonntags. Halb sieben. Geschlossen. Und es ist arschkalt.
Und natürlich IM Bahnhofsgebäude, wo es etwas wärmer ist als draußen bei gefühlt arktischen Temperaturen: Kein einziger Stuhl, keine Bank zum Hinsitzen. Warum auch? Es geht ja um Logistik und um "besser ankommen". Und wenn ich jetzt pullern müsste - seit Monaten sind die Toiletten praktischerweise "wegen Vandalismus geschlossen".
So also sitze ich gerade draußen //vor// dem Bahnhofsgebäude, tippe diesen Text und lasse mir vom Laptop gleichzeitig die Knie wärmen. Denn es ist arschkalt. Und die Deutsche Bahn befindet sich weiterhin auf Erfolgskurs.