Es ist ein lauer Abend im späten Mai. Paul und ich sitzen vor der Kurbel. Jemand spielt Klavier; gerade sind in der ganzen Stadt Klaviere aufgestellt. //Musik im städtischen Raum//, //Jugend musiziert für Olympia//, unter welchem Schlagwort diese Bereicherung auch immer läuft: Karlsruhe jedenfalls hat sich zu seinem 300. Geburtstag einiges ausgedacht mit seinen Bürgern und für sie. Dazu gehören auch diese Klaviere, in der ganzen City verteilt, für jeden, der darauf spielen möchte. Eines steht auch in der Kaiserpassage, betreut vom Kurbel Zwischenraum.
An diesem Wochenabend ist das längst nicht der erste Pianist, und es wird auch nicht der letzte sein. Er sitzt da, der ältere Herr, vornübergebeugt, das graue Haar unter einem Strohhut. Er ist versunken; er könnte Musiklehrer sein, ein engagierter, oder vielleicht ein Barpianist, einer derjenigen, die womöglich ganz von ihrer Kunst leben können, aber er sitzt nunmal nicht in einer Bar oder an Korrekturen, sondern in der Kaiserpassage an diesem einen Klavier, konzentriert, und spielt und spielt.
Mitten in der Stadt, an einem lauen Abend im Mai. Wir sitzen vor der Kurbel, lauschen dem Klavier und trinken unseren Kaffee. Und in diesen Momenten ist alles gut.