Putzig ist die Werbung ja schon: Ein Dreikäsehoch radelt zu einem Porschezentrum, um sich kindlich staunend die ausgestellten Luxusfahrzeuge anzusehen. Der Kundenberater lässt ihn gewähren und gibt ihm am Ende noch seine Visitenkarte - und so verabschiedet sich der Knirps mit dem Versprechen, in zwanzig Jahren nochmals vorbeizusehen.
Die Botschaft ist klar: Das staunende Kerlchen von heute wird zum zahlungskräftigen Kunden von morgen, weil die Faszination der Marke ihn nicht mehr loslassen wird. Gestern nun war ich mit meinem Studienkollegen Tim unterwegs. Die Hälfte der Klausurzeit liegt nun hinter uns, und so waren wir zunächst im Freibad in Dillweißenstein, dann auf einen Sprung nach Karlsruhe, um längst überfällige Seminar-Bücher abzugeben und das [http://ka.stadtwiki.net/Caf%C3%A9_Emaille Café Emaille] aufzusuchen. Bei der Rückfahrt nach Pforzheim kam uns spontan in den Sinn, mal zu sehen, wozu man denn studieren könnte: Um sich eines Tages mal einen Porsche zu gönnen, nicht wahr?
Also bogen wir nach der Tankstelle zum [http://www.porsche-pforzheim.de "Porsche Zentrum Pforzheim"] (sic!) ein, parkten den Polo zwischen einem Cayenne und einem Carrera und betraten das Heiligtum des gehobenen Automobils: Den Salon.
Ein sanfter Duft nach neuem Auto und Technik umfing unsere Nasen. Zwei BWL-Studenten auf großer Tour! Inmitten von Fahrzeugen, die für Sportlichkeit und Erfolg standen, [http://de.wikipedia.org/wiki/Wendelin_Wiedeking Wiedekings] Turnaround greifbar vor uns.. Autos für 70, 80, 100.000€ standen da, und es war wahrlich schön anzusehen. Allerdings hatten wir offensichtlich die falsche Kleidung gewählt, Verzeihung!, das ist schlimm. Denn Tim hatte Bermudas an, und ich wagte es, in Jeans und Kurzarmhemd aufzutauchen.
Sicherlich ist es unter normalen Umständen für einen Verkäufer schwer, die Balance zu halten: Wenn der Kunde sich nur umsehen mag, sollte man ihn nicht gleich überfallen, und wenn er ein Gespräch sucht, sollte man auch zur Stelle sein.
Nun, umsehen wollten Tim und ich uns tatsächlich, aber ich hätte es sicherlich nicht schlecht gefunden, hätte man für einen winzigen Augenblick ein klein wenig Aufmerksamkeit auf uns gerichtet. Berater - von "Verkäufer" zu reden wäre ja reichlich profan - waren reichlich vorhanden, aber alle ließen uns in Ruhe -- nein, genaugenommen ignorierten sie uns. Es muss an der Kleidung gelegen haben - oder könnten wir uns noch andere Gründe vorstellen..? Nach etwa zehn Minuten verließen wir den Ausstellungsraum, ohne dass man von uns auch nur hätte Notiz genommen. Wären wir derweil Internetmillionäre oder von Beruf Sohn gewesen, viel Geld hätten sie verloren - aber offensichtlich spielte das keine Rolle.
So oder so: Studenten werden eines Tages arbeiten gehen, und viele von ihnen sicherlich nicht ohne finanziellen Erfolg. Und vielleicht hätte sich ja ein nettes Gespräch ergeben, und vielleicht hätten wir als Studenten dem Haus irgendwie behilflich sein können. Immerhin hatten wir ja schon sehr viel Interesse gezeigt, als wir uns dorthin bewegten. Und der Zeitrahmen für einen eventuellen Kauf eines Porsches, der wäre sicherlich weniger als zwanzig Jahre gewesen. Jedenfalls bei mir, denn ich bin längst kein Dreikäsehoch mehr...