Die Europäische Union (EU) entstand bekanntlich aus der EG, der Europäischen Gemeinschaft. Tatsächlich aber waren es Europäische Gemeinschaften: Multilaterale Verträge zum Aufbau einer gemeinsamen Organisation jeweils in einem gewissen Interessensfeld. Erst mit der Zeit wurde die europäische Zusammenarbeit nicht nur breiter aufgestellt, sondern auch vertieft.
Dieses Europa der Gemeinschaften fand seinen Anfang mit der Energie, genauer genommen: Mit Primärenergieträgern. So verfolgten bzw. verfolgen sowohl die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, 1951) als auch die Kernkraft-Organisation EURATOM (1957) zentrale Anliegen im Umgang mit Primärenergieträgern. Über die Bereiche dieser beiden Gemeinschaften hinaus gab es allerdings lange Zeit keine direkte Grundlage für die Zuständigkeit Europas für eine eigenständige Energiepolitik.
Entsprechend wenig Beachtung fand das Thema als Handlungsfeld auf der europäischen Ebene.
Das änderte sich allmählich im Zuge der Herausforderung durch die Ölkrisen der frühen und späten 1970er Jahre. Zunächst lag das Hauptaugenmerk auf der Versorgungssicherheit, also der Verfügbarkeit von Primärenergieträgern und preiswerten Stroms. International wurde in diesem Zusammenhang z.B. die Internationale Energieagentur (IEA) 1973 gegründet.
Dann wurde es wieder etwas ruhiger.
Das gemeinschaftliche Interesse am Strom erwachte dann um das Jahr 1986 wieder – bei den Vorarbeiten zur geplanten Vollendung des Europäischen Binnenmarkts (Einheitliche Europäische Akte, EEA).
Es geschah dabei gewissermaßen durch die Hintertür: Nämlich nicht im Rahmen einer als solchen bezeichneten Energiepolitik, sondern als Bestandteil der Wettbewerbspolitik. Die Kommission legte schließlich 1988 einen Vorschlag (Weißbuch, KOM 1988 30) zur Herstellung eines Binnenmarkts für Energie vor. 1992 präsentierte sie dann einen ersten Vorschlag für eine entsprechende Richtlinie. Es sollte noch einmal vier Jahre dauern, bis daraus tatsächlich Rechtssetzung werden sollte: Die erste Richtlinie für den Elektrizitätsbinnenmarkt.
Dieser Artikel ist Teil einer mehrteiligen Serie:
Das war ein Beitrag für das Adventsbloggen 2012. Die Urfassung dieses Texts war als Kapitel 3.1.1 Bestandteil meiner Diplomarbeit: Die Europäische Elektrizitätswirtschaft und das wachsende Europa.